Visby, die einzige Stadt auf Gotland

Auch wenn Ausgrabungen beweisen dass die Insel Gotland bereits vor nahezu 10.000 Jahren bewohnt war, so kann die Existenz der ersten Menschen auf dem Raum desr heutigen Stadt Visby erst in der jüngeren Steinzeit, also vor maximal 6000 Jahren nachgewiesen werden kann. Zur damaligen Zeit handelte es sich jedoch lediglich um eine sehr kleine Ansiedlung. Heute wohnen in der Stadt Visby rund 26.000 Einwohner (Stand: 2024), wovon nur etwa 2000 innerhalb der Ringmauer (Visby Ringmur) leben, dem Teil der Stadt die zur Zeit der Wikinger die gesamte Stadtbevölkerung beherbergte und sich im Mittelalter mit seinen 12.000 Einwohnern bereits weit darüber hinausstreckte und die gr&oml;ßte Stadt auf schwedischem Raum ausmachte, ohne indes zu Schweden zu gehören.
 
Heute gehört Visby zu den am besten erhaltenen Städten Schwedens mit einem mittelalterlichen Charakter, was letztendlich auch dazu führte dass die UNESCO die Stadt innerhalb der Ringmauer zum Weltkulturerbe ernannte. Wenn man durch die heutige Stadt Visby spaziert, so sollte man allerdings bedenken dass ganz Gotland bis zur Epoche der Wikinger noch ein anderes Aussehen hatte, da der Wasserstand höher war und auch die ersten Häfen daher an anderen Stellen zu finden waren, nicht in Visby. Dies erklärt auch warum die älteste, nachweisliche Ansiedlung in der Stadt Visby vor etwa 4000 Jahren am heutigen Stora Torget (Großer Marktplatz) lag und auch die Wikinger an dieser Stelle ein kleineres Dorf errichtet hatten, was Reste von kleineren Holzhäusern belegen die Archäologen hier ausgraben konnten.

Visby, die Hauptstadt Gotlands
Foto: Herbert Kårlin

Auch wenn Archäologen im heutigen Visby Reste einiger kleinerer Gebäude aus den Jahren 700 bis 900 nachweisen konnten, so hatten die Wikinger vor allem in der Nähe, also bei Gustavsvik und bei Kopparvik ihre Ansiedlungen. Erst gegen das Jahr 1000 begann das Interesse der Wikinger an Visby zu wachsen und gegen Ende des gleichen Jahrhunderts entstand in Visby der Vorläufer einer ersten Stadt. Heute ist aus dieser Epoche leider nichts mehr in Visby zu sehen, wenn man von den Ausstellungsstücken im Gotlands Museum absieht.
 
Als die Epoche der Wikinger bereits zu Ende war und das Mittelalter in der Geschichte Schwedens einzog, entwickelte sich Visby in kürzester Zeit zur bedeutendsten Handelsstadt im Ostseeraum. In dieser Zeit wurde nicht nur mit dem Bau der Ringmauer von Visby begonnen, sondern noch heute findet man in der Stadt auch rund 200 Gebäude mit Bauteilen die auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Nicht nur Häuser, sondern auch Kirchen und Klöster jener Epoche zeugten vom Reichtum den Visby um diese Zeit sammelte.
 
Visby galt im Mittelalter jedoch nicht nur als eine Weltstadt des Handels, sondern vereinte auch zahlreiche Nationalitäten und es wurden dort mehr Kirchen erbaut als in jeder anderen Stadt auf schwedischem Raum, was vor allem damit zusammenhing dass deutsche Händler ihre eigenen Kirchen bauten und sich diese Händler in diesem Punkt nicht mit den ursprünglichen Einwohnern Visbys mischen wollten, auch wenn beide Gruppen der katholischen Kirche angehörten. Hinzu kamen dann auch die verschiedenen Klosterkirchen.
 
Ab dem 19. Jahrhundert begann Visby dann immer mehr an Bedeutung zu verlieren, was auch dazu führte dass die alten, kleineren und baufälligen Häuser weitgehend abgerissen wurden, aber gleichzeitig wollte man die wichtigsten Gebäude der Stadt auf Grund ihres historischen Wertes erhalten, insbesondere die Ringmauer, Kirchenruinen und die Steinhäuser von Kaufleuten. Auch wenn Visby ab dem 19. Jahrhundert ihre Rolle als Handelsstadt verloren hatte, so entwickelte sich nun das kulturelle Leben und auf ganz Gotland entwickelte sich die Landwirtschaft und immer mehr kleinere Unternehmen veränderten die Struktur der Insel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich dann auch der Tourismus auf Gotland zu entwickeln, der heute eine der wichtigsten Einnahmequellen Visbys ist, sich aber über die gesamte Insel erstreckt.
 
Neben den zahlreichen mittelalterlichen Wohnhäusern die man noch heute in Visby entdecken kann, sind insbesondere die 3,5 Kilometer lange Ringmauer mit seinen 44 Türmen, die Kathedrale Santa Maria und die zahlreichen Kirchenruinen von größtem, historischen Interesse. Aber auch der Besuch des Gotlands Museums, des Galgenhügels, des Burmeisterska Hauses, des Krottornet und die Trojaborg lassen den Besucher Visbys in die Vergangenheit der Stadt eintauchen. Mehr zur moderneren Zeit gehören dann der Botanische Garten, das Almedalen und die Strandpromenade. Wer Visby etwas näher entdecken will, sollte auf jeden Fall drei Tage allein für die Stadt selbst einplanen, um anschließend dann auch den Rest der Insel zu entdecken.